10 Jahre IT-Beratung im öffentlichen Sektor: Ein Gespräch mit Geschäftsführer Daniel Wagner über Herausforderungen, Chancen und die Zukunft der digitalen Transformation
„Das war der Reiz für mich – ein IT-System von Grund auf selbst aufzubauen und zu betreuen“, sagt Daniel Wagner, Geschäftsführer der Clatum Consulting Group, über seinen Einstieg in die IT-Beratung im öffentlichen Sektor.
Seit über zehn Jahren ist er in der Branche tätig und hat die digitale Transformation im öffentlichen Bereich aus nächster Nähe erlebt. Vom ersten Schritt in die IT-Welt, über die Gründung von Clatum GmbH bis hin zu den Herausforderungen, die die Digitalisierung im öffentlichen Sektor mit sich bringt – Daniel Wagner hat eine spannende Reise hinter sich.
In diesem Interview gibt er uns einen Einblick in die vergangenen Jahre, die Herausforderungen seiner Arbeit und die Entwicklung der IT-Beratung im öffentlichen Sektor.
1. Herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Jubiläum als Berater im öffentlichen Sektor! Wie bist du damals in die IT-Branche gekommen, und was hat dich dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?
DW: Vielen Dank! Mein ganzes Leben dreht sich schon um IT. Bereits als Kind war ich von Computern fasziniert und hatte mit zehn meinen ersten eigenen Rechner. Anfangs habe ich nur Spiele gespielt, aber bald begann ich, Software zu optimieren. Später habe ich für Freunde und Familie PCs zusammengestellt und zusammengebaut. Nach meiner Schulzeit, in der ich meine mittlere Reife nachgeholt habe, bin ich auf einer technischen Schule erstmals mit dem Programmieren in Berührung gekommen. Mein Studium habe ich dann bewusst auf IT ausgerichtet. Es fiel mir nicht schwer, da es eher meinem Hobby entsprach. Während des Studiums habe ich kontinuierlich gearbeitet, unter anderem als Werkstudent bei SAP. Dort habe ich die IT-Beratung kennengelernt – und war sofort begeistert.
2. Gab es ein bestimmtes Ereignis oder einen Schüsselmoment, der dein Interesse an der IT-Beratung im öffentlichen Sektor geweckt hat?
DW: Tatsächlich bin ich eher zufällig in den Public Sector geraten. Vorher hatte ich mich stark spezialisiert, doch nach Abschluss eines großen Kundenprojekts suchte ich eine neue Herausforderung. Eine Anfrage aus dem öffentlichen Sektor passte perfekt zu meinen Qualifikationen – und zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit, ein IT-System von Grund auf selbst aufzubauen und zu betreuen. Das war der Reiz für mich. In vorherigen Projekten waren die Systeme meist schon vorhanden oder wurden von Mentoren betreut. Hier konnte ich endlich eigenverantwortlich arbeiten.
3. Wie war dein Einstieg in die IT-Beratung für den öffentlichen Sektor? Entsprach es deinen Erwartungen?
DW: Ich bin mit einer gewissen Naivität an die Sache herangegangen. Ich dachte, es geht primär um Technik – doch nach wenigen Wochen wurde mir klar, dass sich der öffentliche Sektor stark von der Privatwirtschaft unterscheidet. Prozesse dauern länger, Entscheidungen sind oft politisch geprägt und es gibt viele unterschiedliche Interessengruppen. Zudem spielen Soft Skills eine viel größere Rolle als in der freien Wirtschaft. Das habe ich erst nach und nach verstanden und mich entsprechend weiterentwickelt.
4. Welche besonderen Herausforderungen gab es in den ersten Jahren der Clatum GmbH, und wie habt ihr sie gemeistert?
DW: Als wir 2019 die Clatum GmbH gegründet haben, wussten wir nicht genau, wie sich das Unternehmen entwickeln würde. Die erste Herausforderung war, sich im Markt zu etablieren. Gleichzeitig mussten wir uns als Führungskräfte weiterentwickeln – von technischen Experten zu strategischen Unternehmern. Es war eine Lernkurve, aber es hat sich gelohnt.
5. Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen, mit denen öffentliche Institutionen bei der Einführung von IT-Lösungen wie SAP konfrontiert sind?
DW: Ein großes Problem ist die Akzeptanz neuer Systeme in der Verwaltung. Viele Mitarbeiter haben wenig IT-Affinität, und Fachkräfte sind schwer zu finden. Zudem spielen finanzielle Faktoren eine Rolle, da der öffentliche Dienst oft nicht mit den Gehaltsstrukturen der Privatwirtschaft konkurrieren kann.
6. Wie unterscheidet sich die Arbeit als IT-Berater im öffentlichen Sektor von der in der Privatwirtschaft?
DW: In der freien Wirtschaft liegt der Fokus stark auf technischen Fähigkeiten und Spezialisierung. Im Public Sector hingegen sind Kommunikationsfähigkeiten essenziell. Man muss Menschen abholen, sie von der Digitalisierung überzeugen und oft politische Prozesse verstehen. Wer beides kann, ist als Berater besonders wertvoll.
7. Wie gehst du als Berater vor, um sicherzustellen, dass digitale Lösungen im öffentlichen Sektor nachhaltig und langfristig erfolgreich umgesetzt werden?
DW: Man muss vorsichtig vorgehen, Druck vermeiden und Entscheidungsträger frühzeitig einbinden. Qualität ist entscheidend, denn öffentliche IT-Systeme müssen langfristig stabil laufen. Unsere Strategie basiert darauf, nicht nur technisch saubere Lösungen zu entwickeln, sondern auch Nutzer mitzunehmen und Systeme flexibel zu halten.
8. Welche Fähigkeiten sind für einen erfolgreichen IT-Berater im öffentlichen Sektor besonders wichtig?
DW: Geduld, Empathie und emotionale Intelligenz. Man muss Menschen mitnehmen und sich an ihre Geschwindigkeit anpassen. Zudem ist es wichtig, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären und sich diplomatisch in ein oft fragmentiertes Umfeld einzufügen.
9. Welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben, als du gerade in die IT-Beratung im öffentlichen Sektor eingestiegen bist?
DW: Weiter so! Der öffentliche Sektor hat mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich stark wachsen lassen. Früher war ich eher ein Entwickler, der am liebsten ungestört programmiert hat. Heute bin ich Unternehmer und Vertriebler – und diese Entwicklung hätte ich ohne den Public Sector nie durchlaufen.
10. Wie siehst du die Zukunft der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor? Welche Entwicklungen werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren besonders relevant sein?
DW: Große Template-basierte Digitalisierungsprojekte werden eine wichtige Rolle spielen, um Prozesse übergreifend zu vereinheitlichen. Gleichzeitig wird sich zeigen, wie sinnvoll der aktuelle Hype um Technologien wie KI in der Verwaltung wirklich ist. Entscheidend wird sein, dass die Digitalisierung strategisch und nachhaltig vorangetrieben wird.
11. Welche Rolle spielt der Mensch in der digitalen Beratung? Wie gelingt es, Mitarbeitende von digitalen Veränderungen zu überzeugen?
DW: Ein strukturierter Change-Prozess wäre ideal, aber oft fehlt er. Deshalb muss man die Menschen direkt in ihren Arbeitsprozessen abholen und ihnen zeigen, welchen konkreten Nutzen digitale Lösungen für sie haben. Es geht darum, Ängste abzubauen und Vertrauen in die neuen Systeme zu schaffen.
„Der öffentliche Sektor hat mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich stark wachsen lassen“, reflektiert Daniel Wagner zum Abschluss.
Diese Worte spiegeln nicht nur seine persönliche Entwicklung wider, sondern auch die Transformation der Branche selbst. Die Kombination aus technischer Expertise und dem Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen hinter den Prozessen hat ihn zu einem gefragten Experten im öffentlichen Sektor gemacht.
Die Zukunft der IT-Beratung im öffentlichen Sektor, so Daniel Wagner, wird von großen, Template-basierten Digitalisierungsprojekten geprägt sein. Doch genauso wichtig wird es sein, die Mitarbeiter und Entscheidungsträger mit auf die Reise zu nehmen. Ein nachhaltiger Wandel erfordert, dass alle Beteiligten sich auf die neuen Technologien einlassen und an deren Potenzial glauben. Nur so kann die digitale Transformation erfolgreich voranschreiten und die Zukunft des öffentlichen Sektors gestalten.
Wir bedanken uns bei Daniel Wagner für das aufschlussreiche Gespräch und die wertvollen Einblicke.